Nightjet Schweiz: SBB und ÖBB planen neue Nachtzüge bis 2024

Von Zürich nach Amsterdam, Rom und Barcelona – bis 2024 soll das Nachtzug-Angebot ab der Schweiz deutlich ausgebaut werden. Das gaben SBB und ÖBB bekannt.

Bereits heute ist Zürich ein wichtiger Nachtzug-Hub für Europa. Täglich verlassen Nachtzüge mit sieben Destinationen die größte Stadt der Schweiz. Auf dem Erfolg dieser Verbindungen und dem wachsenden Umweltbewusstsein möchten die Schweizerischen und Österreichischen Bundesbahnen SBB und ÖBB jetzt aufbauen.

Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 sollen drei neue Destinationen dazu kommen, sowie die Kapazität bestehender Verbindungen erhöht werden.

Ab 2021 von Zürich nach Amsterdam

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 wird Amsterdam ab Wien und Innsbruck mit dem Nightjet zu erreichen sein. Bereits ein Jahr später, im Dezember 2021, soll der Nachtzug Zürich-Amsterdam rollen. Die SBB möchten dazu vom deutschen Unternehmen RDC Schlaf- und Liegewagen mieten, die Züge sollen aber unter der Marke Nightjet unterwegs sein. Bis zur Einstellung des deutschen Nachtzuges auf der gleichen Strecke erfreute sich die Verbindung großer Beliebtheit.

Der neue Nachtzug Zürich-Amsterdam wird wie die bestehenden Nightjet-Verbindungen nach Berlin und Hamburg auch als „Nacht-IC“ der Deutschen Bahn ohne Reservierung in den Sitzwagen nutzbar sein. Möglicherweise werden dazu eigene Sitzwagen der DB mitgeführt.

Zweite Nachtzug-Verbindung von Zürich nach Prag

Die Nightjets Zürich–Berlin und Zürich–Hamburg fahren heute bis Hildesheim zusammen. Die beiden Strecken gehören zu den beliebtesten im ganzen Nightjet-Netz und stoßen schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen. Damit in Zukunft mehr Plätze angeboten werden können, sollen die beiden Züge ab Dezember 2022 getrennt fahren.

Dem Zug nach Berlin sollen bis Leipzig neu Wagen nach Prag über Dresden mitgegeben werden. Damit wird die 2016 eingestellte CityNightLine-Verbindung „Canopuswieder hergestellt. Heute verbinden bereits zwei tschechische Kurswagen am Nightjet Zürich–Wien die Schweiz mit der tschechischen Hauptstadt. Diese sollen nach aktuellem Informationsstand weiter verkehren. Damit wird Zürich künftig über zwei verschiedene Routen mit Prag verbunden sein.

Nachtzüge nach Rom und Barcelona ab 2024?

Die Einstellung der Nachtzüge von Zürich nach Rom (2009) und Barcelona (2012) hat viele Bahnfans in der Schweiz traurig gestimmt. Eine Wiederaufnahme des Nachtzug-Verkehrs nach Italien und Spanien wurde zuletzt angesichts der Klimadiskussion und dem Wunsch nach umweltfreundlichen Alternativen zum Flugverkehr immer wieder gefordert.

SBB und ÖBB wecken jetzt Hoffnung auf eine Rückkehr der Verbindungen. Ab 2024 möchten sie von Zürich über Bern und Mailand nach Rom und von Zürich über Bern und Genf nach Barcelona fahren. Gerade für den Urlaubsverkehr sind diese Linien vielversprechend. Die Einführung der beiden Verbindungen ist aber noch nicht gesichert, die Verhandlungen mit den Partnerbahnen dauern noch an.

Nightjet Schweiz: Alle neuen Strecken im Überblick

Nachtzug Zürich–Amsterdam

Strecke:
Zürich – Basel – Freiburg – Frankfurt (Main) – Köln – Utrecht – Amsterdam

Betriebsstart:
13. Dezember 2021

Nachtzug Zürich–Prag via Dresden

Strecke:
Zürich – Basel – Freiburg – Frankfurt (Main) – Leipzig – Dresden – Prag

Betriebsstart:
12. Dezember 2022

Nachtzug Zürich–Rom

Strecke:
Zürich – Bern – Brig – Genua– Pisa– Rom

Betriebsstart:
Vermutlich Sommer 2022

Nachtzug Zürich–Barcelona

Strecke:
Zürich – Bern – Genf – Montpellier – Narbonne – Barcelona

Betriebsstart:
bis 2024

Finanzierung mit Geld aus dem schweizer Klimafonds

Das schweizer Parlament hat letzte Woche der Förderung des internationalen Personenverkehrs aus dem Klimafonds zugestimmt. Sollte es das revidierte CO2-Gesetz durch die Schlussabstimmung und ein allfälliges Referendum schaffen, würde eine finanzielle Unterstützung der Nachtzüge aus dem Klimafonds der SBB ermöglicht.

Die beiden Bundesbahnen betonen denn auch die Klimawirkung ihrer Nachtzüge. Nach Schätzungen der SBB beläuft sich die Klimawirkung des heute bestehenden Nachtzugverkehrs ab der Schweiz auf eine Einsparung von rund 50.000 Tonnen CO2 jährlich. Dies entspricht dem durchschnittlichen Ausstoß von 30.000 Autos.

Sobald die ÖBB ihre neuen Nachtzug-Wagen erhalten, sollen diese auf den oben genannten Linien eingesetzt werden.

Mehr zur Zukunft des Nachtzugs in Europa

9 Kommentare

Leider gibt es bis jetzt in diesem Blog noch keinen Bericht über den Euronight Das Bundesverkehrsministerium hat ein Plan machen lassen wie internationale Züge wiederbelebt werden können, sowohl tagsüber als auch Nachts u.a. mit Verbindungen nachts zwischen Paris und Berlin via Brüssel,Köln dann Brüssel-Prag/Warschau via Köln, Berlin, Amsterdam-Venedig/Genua( Kreuzfahrt Tourismus), Frankfurt- Barcelona via Lyon, Berlin- Rom/Nizza via Innsbruck, Paris-Budapest via München, Paris- Stockholm via Hamburg und Stockholm-Wien/Budapest via Prag. Ansonsten sehe ich ein weiter so! Leider sind viele aktuelle Nachrichten nicht dabei daher würde ich mir Änderungen wünschen. Max

Hi Max,
Danke für den Input. Ich erachte die neuen „TEE“-Pläne stark als PR-Stunt. Sie sind unausgereift und erwecken bei mir den Anschein, von jemandem erstellt zu sein, der*die sich im europäischen Schienennetz nicht sehr tiefgehend auskennt. Auch grundsätzlich finde ich den Vorschlag fragwürdig, ein Netz aus einzelnen Prestigezügen mit sehr langen Laufwegen zu erstellen. Das europäische Bahnnetz ist an einem andern Ort, als zu Zeiten des TEE und gut getaktete Knotenbahnhöfe mit vielen Verbindungen sind mMn hilfreicher.
Falls sich die Pläne in Zukunft ausgereifter präsentieren würden und realistische Chancen auf eine Umsetzung bestehen, schreibe ich gerne einen beitrag dazu 🙂
Liebe Grüsse Noam

Klar sehe ich insbesondere bei der Unterstützung von Nachtzügen seitens des BMVIs Schwächen, aber noch in dieser Woche soll eine Absichtserklärung unterzeichnet werden, welche auch vom BMVI geplant wird. Das sehe ich als Schritt in Richtung Verwirklichung. Aus der Richtung des PR- Events.

Leider gibt es bisher im Nachtzug von Prag/Dresden nach Zürichkeine Liegwagen, nur die teuren Schlafwagen, die Schlafsitze ,wie früher, finde ich auch nicht, auch die Bahnangestellte hat sie nicht gefunden. Deshalb sind wir dieses Jahr mit dem Auto gefahren. Wann gibt es Liegewagen bei dieser Verbindung. Uns wurde auch gesagt ,dass die Klimagelder dafür nicht gezahlt werden. Gibt es dafür neue Informationen?
Liebe Grüße Kathlen

Es gibt normalerweise Liegewagen in diesem Zug, wegen technischen Problemen fährt dieser leider momentan nicht (immer). Liegesessel gibt es heute leider fast nirgends mehr. Mit dem Geld des Bundes, welches wegen der Ablehnung des CO2-Gesetzes letztes Jahr jetzt fehlt, hat das allerdings nichts zu tun. Es hat mehr mit fehlenden Wagen zu tun, die sehr teuer in der Beschaffung wären und fehlenden Ersatzteilen, u.a wegen dem Angriffskrieg auf die Ukraine.
Das fehlende Geld hat allerdings einen Einfluss auf die angekündigten neuen Verbindungen, die deswegen in eine unsichere Zukunft blicken.

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