Österreich: 3 Nostalgie-Bahnen, die du gesehen haben musst

Diese historischen Züge begeistern nicht nur Bahn-Nostalgiker. Drei tolle Tagesausflüge rund um Wien.

In Zeiten von Corona liegt Urlaub vor der Haustür voll im Trend. Niels lebt ihn Wien und stellt dir hier seine Top 3 Nostalgie-Bahnen in Österreich vor. Alle Züge sind einfach von der Hauptstadt aus zu erreichen.

Platz 3: Der Erlebniszug „Leiser Berge“ – familienfreundlicher Tagesausflug

Dieses Bahnabenteuer bietet einen entspannten Tagesausflug von Wien durch die grünen Hügel des Weinviertels. Und das unter Benutzung von gleich drei Sorten von Schienenfahrzeugen.

Los geht es mitten in Wien am Praterstern. Zwischen den modernen S-Bahnen stechen die perfekt restaurierten historischen Waggons des Erlebniszug „Leiser Berge“ heraus. Gezogen wird der Zug zwar von einer Diesellok, das wichtigste aber ist im Angebot: offene Balkone an den Wagenübergängen, von wo du die Landschaft genießen kannst.

Weinviertel: Erlebniszug „Leiser Berge“, Draisine und Schienentaxi

Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt bis nach Ernstbrunn, hier steht der erste Umstieg an. Weiter geht die Fahrt mit der Weinvierteldraisine (mehr Info). Vier Personen pro Draisine, zwei davon an den Pedalen, geht es mit Muskelkraft bergauf zur Draisinenalm.

Tipp: Die Weinvierteldraisine erfreut sich im Sommer großer Beliebtheit. Frühzeitige Buchung empfohlen!

Neben einigen Alpakas warten hier Kuchen und Getränke, bevor es bergab weiter geht. An reichlich behangenen Kirschbäumen und blühenden Böschungen vorbei bis wir in Asparn an der Zaya ankommen. Wer mag kann hier Kellergassen, Wehrkirche oder das Museum für Urgeschichte MAMUZ besichtigen.

Nach der Pause geht es mit dem Zayataler Schienentaxi (mehr Info) weiter, einem rustikalen Zug offener Wagen gezogen von einer Motordraisine. Eine ungewöhnliche Konstellation, aber mit dem Charme einer verschwundenen Industrie. In Mistelbach unterquert das Schienentaxi schließlich die Strecke der S-Bahn, die dich zurück nach Wien bringt.

Nostalgie-Express "Leiser Berge" im Weinviertel

Erlebniszug „Leiser Berge“

Highlights

Kombination gleich dreier historischer Schienenfahrzeuge

Strecke

Wien-Praterstern – Ernstbrunn – Asparn – Mistelbach

Termine

4. September / 2. Oktober / 26. Oktober 2021

Platz 2: Die Mariazellerbahn – auf schmaler Spur zum Bergwandern

Eines gleich vorweg: Auf der Mariazellerbahn sind schon seit langer Zeit keine Dampfloks mehr unterwegs (abgesehen von gelegentlichen touristischen Fahrten). Bereits 1911 wurde die Strecke mit einem eigens erbauten Wasserkraftwerk und eigens entwickelten Lokomotiven auf elektrischen Betrieb umgestellt. Der Planeinsatz dieser Loks endete erst 2013, womit sie zu den ältesten elektrischen Schmalspur-Lokomotiven der Welt zählen.

Heute sind sie unter dem Namen Erlebniszug Ötscherbär im Nostalgieverkehr unterwegs – in der Sommersaison, sowie im Advent. Mit dabei ist stets der vollausgestattete restaurierte Speisewagen. Der Hauptgrund, warum die Mariazellerbahn zu meinen Favoriten zählt, ist jedoch die kurvenreiche, aufwendig trassierte Bergstrecke auf nur 760 Millimetern, der so genannten Bosnischen Spurweite.

Unterwegs auf 760 Millimetern, der Bosnischen Spur

Für die Mariazellerbahn wurde ein tragfähiges modernes Betriebskonzept gefunden, das weit über den Ötscherbär hinausgeht. Wo sonst in den letzten Jahren Stilllegungsfieber herrschte, hat man sich hier für Investition entschieden. Im Planverkehr verkehren moderne Triebzüge mit Panoramawagen von St. Pölten bis ganz hoch nach Mariazell (849 Meter über dem Meer), jeden Tag im Taktverkehr. Das ist nicht nur attraktiv für Wanderer und Radfahrer, sondern im Winter auch für Skifahrer.

Im Sommer dagegen bleibt mein Favorit die Wanderung von der Station Mitterbach am Erlaufstausee entlang und durch die Ötschergräben. Es bleibt Zeit für eine Besichtigung im Kraftwerk Wienerbruck, einst die Quelle des Bahnstroms. An der Station Wienerbruck-Josefsberg haben wir die Bahn schließlich wieder erreicht.

Erlebniszug Ötscherbär auf der Mariazellerbahn

Mariazellerbahn: Erlebniszug Ötscherbär

Highlights

Längste Schmalspurstrecke Österreichs und umfangreiches Ausflugsangebot

Strecke

St. Pölten Hbf – Mariazell

Saison

1. Mai bis 30. Oktober und im Advent 2021

Bild: Prokop

Platz 1: Die Ybbstalbahn-Bergstrecke – sportlich mit Rad und Flussbaden

Mein Favorit führt dich ins Mostviertel. Hier vereint die Bergstrecke der Ybbstalbahn eine wunderbare Berglandschaft mit einem historischen Dampfzug: dem Ötscherland-Express. Los geht es vom Bahnhof Kienberg-Gaming. Direkt hinter dem Bahnhofsgelände befindet sich eine alte Gießerei. Leider ist das schöne Gebäude einsturzgefährdet und nicht betretbar. Wer aber vor Abfahrt einen kleinen Spaziergang über das Gelände unternimmt, kann spannende Relikte vom Beginn der Industrialisierung entdecken.

Eisenbahnfreunde beobachten den Rangierbetrieb im umfangreichen Gleisfeld, wo vor gar nicht so langer Zeit von Schmalspur auf Normalspur umgeladen wurde. Heute ist die Normalspurstrecke leider abgebaut, die Museumsbahn verkehrt im Inselbetrieb. Man muss sich also etwas einfallen lassen, um Kienberg zu erreichen.

Perfekte Kombi: Mit Zug und Rad durchs Ybbstal

Ich mache aus der Not eine Tugend und entscheide mich für das Fahrrad. Der Schienenbus der ÖBB bringt mich und meinen Drahtesel nach Scheibbs, von wo ich gemütlich die 10 Kilometer nach Kienberg radle. Der Radweg ist durchgänging autofrei und verläuft an der Erlauf entlang.

Tipp: Wer sich nicht selbst abstrampeln möchte, kann auch mit dem Bus von Scheibbs nach Kienberg fahren.

Mit dem Ötscherland-Express rumpeln wir dann in schön restaurierten Wagen steil bergauf. Mein Fahrrad hat Platz im Gepäckwagen gefunden. Leider wurde der 1.-Klasse-Wagen, dessen Ledersofas ich zuvor bewundert habe, nicht angehängt. Mich hält aber sowieso nichts an meinem Platz, viel lieber genieße ich den Fahrtwind am offenen Wagenübergang. Die Strecke wird steiler und steiler, die Kurven enger, Zweige peitschen am Zug entlang. Wenig später sind wir hoch oben am Hang und blicken auf hübsche alte Dörfer hinunter.

An der Station Pfaffenschlag braucht die Dampflok eine Pause zum Wasser fassen, danach schlängeln wir uns Kurve um Kurve zur Endstation Lunz am See. Von hier geht es für mich mit dem Rad weiter. Immer sanft bergab sind die 55 Kilometer auf dem perfekt beschilderten Bahntrassenradweg bis Waidhofen ein Klacks. Immer wieder tauchen schöne Badestellen an der Ybbs auf, und auch Einkehrmöglichkeiten bestehen alle paar Kilometer.

Ybbstalbahn-Bergstrecke

Highlights

Steilste Schmalspurbahn Österreichs und optimal für Rad- und Badefreunde

Strecke

Kienberg YB – Lunz am See

Saison

3. Juli bis 30. Oktober 2021

Bild: weinfranz.at

3 Kommentare

Hallo Peter,
ich habe das gefühlt, dein Kommentar ist unter dem falschen Artikel gelandet… 😉
Viele Grüße,
Sebastian

Aktualisierung Sommer-Saison 2020: Der Nostalgieexpress Leiser Berge verkehrt derzeit ohne die Wagen mit offenen Balkonen (vermutlich auf Grund corona-bedingt verringerter Nachfrage). Im Fahrradwagen hat man aber sehr große, weit aufmachbare Fenster, also trotzdem Fahrtwind und gute Sicht.

Ein weiterer Zugang in der Topliste: Die Waldviertelbahn – zweimal im Monat mit wunderbarem Dampfbetrieb. Und die Landschaft kommt zumindest fast an die Mariazellerbahn heran. Außerdem besteht die Möglichkeit von der Waldviertelbahn auf eine zweite historische Bahn, den Wackelstein-Express umzusteigen.

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