Update Februar 2024: Die direkte Kurswagen-Verbindung von Frankfurt nach Zagreb wurde leider zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 eingestellt.
Normalerweise fährt ein Zug von A nach B. Wer jedoch weiter nach C möchte, muss in B in einen Anschlusszug steigen. Es geht aber auch bequemer: mit Kurswagen. Statt den Wagen zu verlassen, wird er von dem einen Zug abgekoppelt und an den anderen angehängt.
Beim Nachtzug ist dieses Prinzip noch recht verbreitet. Tagsüber hingegen werden Kurswagenzüge immer seltener. Einer der letzten seiner Art ist der EuroCity 213. Die bequeme Direktverbindung zwischen Frankfurt am Main und Zagreb trägt sogar noch einen richtigen Namen: „Mimara“, nach dem kroatischen Maler und Kunstsammler Ante Topić Mimara.
In geheimer Mission
Jener Mimara war im Nebenberuf Geheimagent. Vielleicht liegt es daran, dass „sein“ Zug so schwer im Fahrplan zu finden ist. Man muss schon explizit nach einer Verbindung in die kroatische Hauptstadt suchen, denn der Abfahrtsplan kennt nur seinen Trägerzug, den EC 113 „Blauer Enzian“. Dessen Fahrtstrecke klingt allerdings eher nach Bergurlaub in Österreich, verbindet er doch Frankfurt „nur“ mit Klagenfurt am Wörthersee.
Immerhin: „Kurswagen mit Ziel Zagreb Glavni Kolodvor in Abschnitt A“, verkündet eine Laufschrift, als ich an Gleis 10 des Frankfurter Hauptbahnhofs eintreffe. Was die Anzeige nicht verrät, ist die Baustelle von Stuttgart 21. Wegen ihr fährt der Zug heute anders herum gereiht. Die Kurswagen sind zwar dabei, stehen aber in Abschnitt F. Aber wer wird schon pingelig sein. Die 300 Meter der 800 Kilometer langen Strecke kann man auch noch zu Fuß zurücklegen.
Mein Ziel heute soll nicht Zagreb sein, sondern Ljubljana. Praktisch niemand aus meinem Umfeld kennt die Möglichkeit, von Frankfurt ohne Umsteigen bis nach Slowenien oder Kroatien zu fahren.
Kompromiss Kurswagen
Der Zug sieht aus wie ein ganz gewöhnlicher EuroCity der ÖBB und hat um die zehn Waggons. In Villach werden die letzten drei abgekoppelt und zusammen mit einer slowenischen Lok zu EC 213. Für mich hat das den Vorteil, dass ich nicht umsteigen muss – und trotzdem eine Direktverbindung entsteht, die vielleicht nicht gerade einen 10-Wagen-Zug rechtfertigt. Ein eigener Zug Frankfurt–Zagreb mit nur drei Wagen hätte hingegen unter der Last der finanziellen Optimierung nur wenig Chancen. Die Kurswagen sind da ein guter Kompromiss.
Der „Mimara“ verbindet auf eine schöne Art und Weise viele Eigenheiten des europäischen Bahnverkehrs. Los geht es in Frankfurt um 8:20 Uhr. Mein Zug fährt an einem Sonntag, schon morgen wird er die Hochhäuser der Bankenmetropole im Berufsverkehr verlassen. Vorbei am Odenwald geht es über Darmstadt nach Heidelberg. Zwischen Heidelberg und Stuttgart erreicht der Zug seine Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometer. Nur hier ist der ICE noch schneller unterwegs, auf dem Rest der Strecke ist die Reisezeit nahezu gleich.
Erste Berge in Sicht
In Gegenrichtung ändert sich der Charakter des Zuges: Verkehrt er auf dem Hinweg zu Dienstbeginn, so wird er auf dem Rückweg zum Feierabendzug. Morgens dürfte zwischen Frankfurt und Stuttgart der Kaffee noch für den meisten Umsatz im Speisewagen sorgen. Auf meiner Rückfahrt von Ljubljana sind die Sitzplätze an den Tischen gut belegt und das Radler leer.
Nach Stuttgart geht es über die Geislinger Steige recht gemütlich nach Ulm. Hier kann man die Alpen schon erahnen, doch spätestens ab München schieben sich die ersten „echten“ Berge ins Blickfeld. Gleichzeitig ist Stuttgart–Ulm der längste Abschnitt ohne Halt. Ansonsten ist der Zug zwar ein EuroCity, hält aber deutlich häufiger als ein ICE. Auf die knapp 13 Stunden Fahrtstrecke von Frankfurt nach Ljubljana verteilen sich 33 Zwischenstationen, eine Grenzkontrolle und zwei Rangieraufenthalte. Rein rechnerisch steht der Zug also fast alle 20 Minuten an einem Bahnhof.
Gemischtes Publikum
Wie die Landschaft vor dem Fenster verändert sich auch die Besetzung des Zuges. Während in Deutschland ausschließlich Fernreisende in den Zug steigen, ändert sich das in Österreich schlagartig. Eine Fahrkarte gilt hier immer in jedem Zug. Und so wird der EuroCity ab Salzburg zum besseren Regional-Express nach Golling-Abtenau, während zwischen Stuttgart und München die erste Klasse mit Geschäftsleuten gut ausgelastet ist.
Auf die große Fahrt in Richtung Balkan geht eine Mischung aus asiatischen Europa-Touristen, Reisenden mit slowenischen oder kroatischen Wurzeln auf dem Weg in die alte Heimat und Interrailern. Wer fährt schon 10 oder gar 13 Stunden mit dem Zug, wenn er die Strecke in zwei, drei Stunden mit dem Flugzeug zurücklegen kann? Womöglich sogar noch billiger.
Auf und ab nach Villach
Hier sind also Menschen unterwegs, die entweder extra mit dem Zug fahren, weil es so schön ist (und das ist es tatsächlich!) oder die viel Zeit haben und gerne gemütlich reisen. Die gesamte Strecke ab Frankfurt fährt eigentlich nur die Gruppe der Bahn-Touristen. Erst zwischen Stuttgart und München beginnt sich der Zug auch mit Heimatreisenden zu füllen.
Der landschaftlich schönste Teil der Strecke beginnt mit der Abfahrt in Salzburg. Ab jetzt, bis kurz vor der kroatischen Grenze, begleiten die Alpen den Zug auf beiden Seiten. Entlang der Salzach bis hin zum Tauerntunnel werden wir immer näher an die Gipfel herangezogen – um danach wieder in Richtung Villach hinabzurollen. Diesen Teil der Strecke kann man am besten im Speisewagen verbringen, der nämlich bleibt im Zugteil nach Klagenfurt. Mein Teil nach Zagreb verkehrt ab Villach ohne Verpflegung.
Getrennte Wege
Zwischendurch sorgt schon das Konzept „Kurswagen“ für Verwirrung. Eine Dame fragt, ob sie denn in den Wagen nach Zagreb mitfahren kann, wenn sie nach Schwarzach St. Veit möchte. „Ja, ist kein Problem“ – leider ist oft nicht angegeben, in welchem Ort die Kurswagen getrennt werden. Hier hilft nur Erfahrung oder geographisches Wissen.
Oder eben die Frage an das Begleitpersonal. Das wird auch aktiv: Kurz vor Villach füllen sich die Kurswagen nach Zagreb nochmals während der Fahrt. Es sind Last-Minute-Umsteiger, denen die Zugbegleiterin noch schnell Bescheid gesagt hat. In Villach Hbf wird der Zug dann getrennt. Und das ist noch echte Handarbeit: Ein Rangierer in schwarz verschmierter Warnweste klettert unter den Zug und schraubt die Kupplung auf. So können EC 113 und EC 213 den Bahnhof in entgegengesetzter Richtung verlassen.
Auf den Zentimeter genau
Beim Zusammensetzen des Gegenzuges – wenn EC 212 und EC 112 miteinander verschmelzen – wird sogar richtig rangiert. Nach Ankunft in Villach wird die slowenische Lok abgekoppelt und auf der anderen Seite die Lok für Frankfurt angekoppelt. Mit der geht es dann hinaus aufs Rangierfeld. Am anderen Ende steht besagter Rangierer mit Funkgerät und gibt die Entfernung zum anderen Zug durch. Der Lokführer muss ja blind rückwärts fahren, und das auf den Zentimeter genau. Bremst er zu früh, wird das mit dem ankuppeln nichts; fährt er zu weit, gehen im besten Fall ein paar Gläser im Speisewagen kaputt.
Hier aber ist Routine am Werk, ohne einen Ruck kommen wir Puffer an Puffer zum stehen. Kurz geschraubt, ein Zischen der Luftleitung, zwei Stecker verbunden, Übergangsbleche runtergeklappt und Türen aufgeschlossen – in weniger als einer halben Minute hat der erfahrene Rangierer die Züge verbunden. Anschließend werden die Bremsen noch auf Funktion geprüft und fünf Minuten später setzt sich der vereinigte Zug in Bewegung.
Der Balkan beginnt
Von Villach geht es dann zum Karawankentunnel, der Österreich mit Slowenien verbindet. Allerdings auch nicht ohne eine weitere Besonderheit: Die Kurswagen halten im winzigen Weiler Faak am See, dessen knapp 1.000 Einwohner schon beinahe in einen einzigen ICE passen würden.
Sobald wir die Grenze passiert haben, sind wir in einer anderen Welt. Auch wenn man sich über die Definition streiten kann: Für mich fängt hier der Balkan an. Woran ich das festmache? Kaum ist der EuroCity aus dem Tunnel über die ersten zwei Weichen gewackelt (und das ist ab hier wörtlich zu nehmen), wird hinter dem Zug fleissig das Gleis überquert. Nicht nachmachen!
Ein Zug, viele Sprachen
Inzwischen wurde meine Fahrkarte vom vierten Bahnpersonal kontrolliert, dieses Mal das slowenische. Die Sprache der Ansagen ändert sich, der Wagen nicht. Das sind die Dinge, die auf der Reise faszinieren. In Deutschland begrüßt mich noch der gewohnte Text („Willkommen im EuroCity der Deutschen Bahn!“), was ab München im breiten Bayerisch schon etwas schwieriger zu verstehen ist.
Hinter Salzburg kommt dann der österreichische Dialekt aus dem Lautsprecher. Zwischen Villach und Jesenice bleibt der Dialekt, alleine die Sprache wechselt zu Englisch. Anschließend wird im Zug auch auf Slowenisch und Kroatisch durchgesagt. Hierfür steht der Zugführer auf und bedient sich am Hörer hinter einer Klappe.
Ankunft in Ljubljana
In Slowenien ist die Reisegeschwindigkeit des Zuges nochmal geringer, die Landschaft dafür umso schöner. Entlang der Sava fahren wir auf einer eingleisigen Strecke gemütlich zwischen den Bergen in Richtung Abend. In beinahe jedem Bahnhof stehen Züge, die auf die Weiterfahrt warten, doch wir haben Vorrang. Waren wir in Deutschland vielleicht ein exotischer Fernzug und in Österreich ein besserer Regional-Express – hier sind wir der internationale Schnellzug Mimara!
In Ljubljana endet meine Reise. Wir haben zehn Minuten Verspätung, weil wir in Villach auf Anschlussreisende warten mussten. Ein Böschungsbrand hatte ihren Railjet nach Venedig aufgehalten. Wegen eines Feuers bei Wien ist also der Zug aus Deutschlands Finanzmetropole in die Hauptstadt Kroatiens zu spät. Das System Bahn ist eben ein komplexes. Aber zehn Minuten auf 800 Kilometer durch drei Länder, das ist nicht der Rede wert.
Mein Fazit
Ich habe das Gefühl, mit mindestens drei Zügen gefahren zu sein – und musste doch nicht umsteigen. Es gab keine Sorge um verpasste Anschlüsse oder unbekannte Gleiswechsel. Der Anschlusszug musste warten: ich saß ja schon drin.
Die Fahrplanauskunft sieht diese Vorteile des Kurswagens indes nicht: Wäre ich wie vorgeschlagen in München umgestiegen, hätte ich eine halbe Stunde sparen können. Es ist aber dieses kleine Plus an Komfort, das für mich eine entspannte Reise ausmacht. Schade, dass in Zukunft immer mehr Kurswagen verschwinden werden. Zugunsten einer halben Stunde weniger Fahrzeit. Jedenfalls, solange man den Anschluss nicht verpasst.
Infos kompakt
Der EuroCity Mimara fährt täglich von Frankfurt (ab 8:13 Uhr) über Ljubljana (an 18:32 Uhr) nach Zagreb (an 20:51 Uhr). Die Abfahrt des Gegenzugs am Bahnhof Zagreb Glavni Kolod. ist um 7:00 Uhr, Ankunft in Frankfurt um 19:40 Uhr. In beiden Richtungen bietet die Deutsche Bahn den günstigen Sparpreis Europa Kroatien an (ab 49 Euro). Zwischen München und Zagreb verkehrt außerdem der Nachtzug „Lisinski“.
19 Kommentare
Vielen Dank für den überaus spannenden Reisebericht, der sehr inspirierend und
informativ geschrieben ist und Lust macht, diese Fahrt auch einmal zu unternehmen.
Das Gasteiner Tal haben wir schon mit dem Fahrrad durchfahren und die allmählich ansteigende Eisenbahnstrecke bewundert. Dies aus der anderen Perspektive zu sehen, wäre sehr schön.
Anke und Frank
Great article. Funny how, on bahn.de, they show the platform number for each station (except Salzburg: I wonder why?), then in the dark unknown of the Balkans, no platform number is given!
So ein schöner Bericht. Tolle Bilder! Vielen Dank.
Vielleicht probiere ich es mal umgekehrt? Mit dem Nightjet nach Zagreb und mit dem EC zurück nach Frankfurt?
Hey Fips, schöner Bericht. Nun sind bald 2 Jahre her seit seiner Teise, die Verbindung finde ich auf der DB Seite aber nicht mehr, mir wird nun ein ICE nach München and Herz gelegt ?! Hat die Bahn hier schon wieder eine Strecke abgeschafft, schade
Hallo Maximilian,
die Direktverbindung von Frankfurt nach Zagreb besteht weiterhin! Du musst in der Verbindungssuche bei der DB einfach nur das Häkchen bei „Schnellste Verbindungen anzeigen“ wegnehmen. Dann wird dir der Zug als EC 113/EC 213 angezeigt. Abfahrt in Frankfurt ist um 08:20 Uhr, Ankunft in Zagreb um 20:53. In der Gegenrichtung heißt der Zug EC 212/EC 112 und verlässt den Bahnhof Zagreb Glavni kolodvor um 07:00 Uhr. Die Ankunft am Frankfurter Hauptbahnhof ist dann um 19:40 Uhr.
Viele Grüße,
Sebastian
Edit: Ich sehe gerade, dass der Zug auch angezeigt wird, wenn man das Häkchen dalässt. Vielleicht fährt er nur an dem von dir gewählten Datum nicht wegen Bauarbeiten etc.?
Viele Grüße,
Sebastian
Alternativ geht auch die Methode über „Weitere Optionen“ (Startseite) bzw. „Angaben ändern“ (wenn man schon Verbindungen sieht) bei „Angaben zur Verbindung“ auf „Erweiterte Verkehrsmittelwahl“ zu gehen und dann ganz rechts im Dropdown bei „Umstiege zulassen“ auf „Direktverbindungen“ zu wechseln.
Das Ganze geht auch im Sparpreisfinder, dort nach erfolgter Zielwahl auf der Auswahlseite links bei „Umstiege“ auf „Nur Direktverbindungen“ wechseln. Voila: Der EC213 erscheint 😉
Und – wir haben noch einen – es geht auch noch einfacher:
https://bahn.guru/calendar?origin=FRANKFURT(MAIN)&destination=ZAGREB&class=2&maxChanges=0&weeks=6&submit=Y#later (hier wird kommenden Samstag kein Zug angezeigt, es verkehr aber EC213, nur bereits um 7:29 Uhr ab Frankfurt – ich vermute, weil Bauarbeiten auf der Strecke nach Stuttgart stattfinden)
Nach Beitragsautor
Hallo, ich habe diese Eingaben gemacht (nur Direktverbindungen wählen und Häkchen weg bei schnellste Verbindungen), aber ich finde dennoch diese Verbindung (gegen Ende Juli) nicht?
Hallo Zoë,
laut DB-Auskunft verkehren die Kurswagen nach Zagreb nur bis zum 10. April. Möglicherweise hängt das mit der Baustelle am Karawankentunnel zwischen Österreich und Slowenien zusammen. Durch die Bauarbeiten wird einiges im Verkehr Richtung Ljubljana/Zagreb durcheinandergewürfelt. Im Zweifel würde ich einfach mal bei der DB Service-Community nachfragen.
Viele Grüße,
Sebastian
Schöner Bericht. Werde morgen selbst das Vergnügen haben die fahrt ab Stuttgart zu genießen und zu Berichten.
Grüße S.
Hallo. Als interrailer war ich im mai 2019 con Lubiana bis Darmstadt ,im kurswagen zagreb frankfurt gefahren. Als bin ich auch eisenbahnamateur seit mehr von 40 jahren ,auch die ganze strecke auf der ganzen historischer tauernbahn war sehr interessant.
Aber wurde die schiebelok nur fur strecke salzburg frankfurt wegen der geislinger steige in salzburg abgekuppelt ,und nicht auf der tauernbahn .
Vielen danken
Erst einmal vorweg, das ist ein sehr schöner Artikel, den ich aber, nachdem ich die Strecke um Ostern 2022 komplett bis nach Zagreb gefahren bin, gerne um ein paar Erfahrungen ergänzen möchte.
Die Reise startet bei mir im EuroCity nach Zagreb in Würzburg, da dieser Zug zum Zeitpunkt, in dem ich mit ihm unterwegs war, nicht mehr über Stuttgart nach München, sondern über Würzburg und Augsburg fährt. Ich kann bestätigen, dass es nach wie vor sehr verwirrend ist, welcher der Waggons jetzt nach Zagreb fährt und welcher nach Klagenfurt, aber ich wurde wie in diesem Artikel bereits beschrieben, auch von den österreichischen Schaffnern aufgeklärt.
Der Zug biete sich für junge Reisende wie mich eigentlich sehr gut an, da er mit 65€ pro Richtung (inklusive Anschluss zum Zielbahnhof) auf einem ähnlichen Preisniveau liegt wie eine Flug mit Flughafentransfer. Zudem kommt noch der Aspekt, dass eine Zugfahrt eine sehr viel bessere Umweltbilanz hat als ein Flug:)
Meine Zugfahrt verlief auch nach Villach problemlos und bis auf einen erzwungenen Zwischenstopp in Bayern. Aufgrund eines technischen Problems an der Lok, welches jedoch in 45min behoben werden konnte.
Interessant wurde es dann, als sich das österreichische Zugpersonal verabschiedete und die Slowenen den Zug übernahmen. Leider konnte das Personal dort kein Englisch, weshalb die Verständigung sehr schwierig war, vor allem als wir den Zug in Ljubljana außerplanmäßig wechseln mussten. Der EuroCity, mit einigen Touristen und Heimreisenden für die Ostertage stieg ich also in einen IC um, welcher seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte. Eigentlich kein Problem, jedoch halbierten die Betreiber der slowenischen Bahn die Anzahl der Waggons, was zu einem kleinen Platzproblem unter den Reisenden führte. Nach einer langen, jedoch sehr spannenden Grenzkontrolle an der Schengen-Außengrenze Slowenien/Kroatien kamen wir dann eine Stunde später nach 11-12 Fahrt in Zagreb gegen 22:00 an.
Die Rückfahrt war etwas komplexer geplant und sollte über Graz und München nach Hause gehen, dies lag hauptsächlich daran, dass diese Verbindung obgleich mit 14h zwei Stunden länger, mit 10€ dann doch etwa günstiger war, als die schnellere Möglichkeit (weiß die Strecke der Alternative leider nicht mehr :c ). Als ich am Morgen des Abfahrttages den Bahnhof in Zagreb erreichte und mich an der Abfahrttafel über das Gleis informieren wollte, musste ich jedoch feststellen, dass aufgrund von Arbeiten an der Strecke die Reise mit einem Bus zum Grenzübergang in Dobova starten sollte.
Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir erst einmal die Grenzposten an der Autobahn, wo wir nach halbstündigem Warten auch die kroatische Grenze samt Passkontrolle passierten, dann jedoch in der Transitzone zwischen Kroatien und Slowenien für 2h feststeckten. Der Grund für diesen Aufenthalt ist mir bis heute unbekannt, da leider weder Busfahrer noch Schaffnerin Englisch sprachen. Eine deutsch kroatische Rentnerin erläuterte mir dann, dass wir scheinbar auf irgendeinen Bus warten würden, was jedoch unsinnig erschien, da unser Bus einen fahrtüchtigen Eindruck machte. Jedenfalls setzten wir unsere Reise nach einer weiteren Passkontrolle auf slowenischer Seite fort und erreichten dann schlussendlich unseren Zug in Richtung Wien, welcher im Bahnhof von Dobova stand. Durch die Verspätung von mittlerweile 160min war das Ziel Kassel jedoch in weite Ferne gerückt und der Umstieg in Graz unrealistisch. Dies realisierte dann auch die ÖBB und ließ den Zug dort dann auch enden. Zuvor belustigte sich bereits die slowenische Zugbegleiterin über mich, als ich ihr erklärte, dass ich heute noch weiter als München wolle.
Die Weiterfahrt von Graz lief dann über einen Railjet in Richtung Prag, der dann in Wien in gegen einen ICE nach Frankfurt eingetauscht wurde. Da leider samstags ein schlechter Reisetag ist, fuhren nach der erwartbaren Ankunft keine Züge mehr in Richtung Kassel, weshalb ich ab Hanau einen RB in Richtung Fulda nahm, wo ich mich gegen 1 Uhr dann abholen ließ. Mein Ziel erreichte ich dann nach 19h.
Die Erfahrungen, die ich zusätzlich gemacht habe, waren die, dass man im ÖBB-Kundenzentrum in Graz sehr schnell und gut beraten wurde, zwecks der Weiterfahrt und Fahrtkostenrückerstattung. Durch die Verspätung von über 120min habe ich so 50% des Fahrpreises sowie die Fahrtkosten mit einem privat PKW von Fulda nach Kassel vollständig erstattet bekommen. In Graz wurde zudem gesagt, dass es sich bei der Strecke Zagreb-Frankfurt/Wien um eine der Strecken handelt, bei denen es zu den meisten Verspätungen auf dem Netz der ÖBB kommt. Woran das jetzt liegt, kann man nur mutmaßen.
Würde ich diese Reise jetzt empfehlen?
Ich glaube, das ist keine Frage, die man klar mit Ja oder Nein beantworten kann. Es ist schon ein extremer Zeitaufwand, so zu reisen, wenn man mit dem Flugzeug zu günstigeren oder vergleichbaren Preisen fliegen kann. Jedoch steht für mich beim Reisen immer der Umweltaspekt im Vordergrund, weshalb ich mich für diese Zugfahrt bewusst entschieden habe. Man lernt aber während solcher Reisen immer sehr viele Mitreisende kennen, weshalb die Zugfahrt ein Erlebnis für sich ist, welches ich auf jeden Fall weiterempfehle werde.
Grüße Jannes
Hallo Jannes,
wow – „ein paar Erfahrungen“, die am Ende beinahe so lang sind wie der ganze Artikel 😅
Danke für die Eindrücke! Und tut mir leid, dass nicht alles so geklappt hat, wie es sollte. Aber immerhin gut zu hören, dass das Reisezentrum in Graz seine Sache gut macht.
Viele Grüße,
Sebastian
sehr interessant! würde gern mit Hund von Ffm nach Lubjana reisen und wieder zurück. Funktioniert die Sitzplatzreservierung?
Danke für die super gute Beschreibung!
Wir haben München – Ljubljana für Ende April 23 gebucht…. leider gibt es inzwischen wohl eine Baustelle, die zu Schienenersatzverkehr zw. Bischofshofen und Spittal führt… am Ende kann der EC 213 in Villach nicht erreicht werden. Echt doof, jetzt müssen wir 2 Std. früher fahren und dreimal umsteigen… :/ Hoffentlich wird die Verbindung bald wieder mit Kurswagen und durchgehend angeboten.
Existiert der Zug im Jahr 2024 noch? Ich kann ihn leider nicht mehr über die Reiseauskunft finden…
Hallo Dieter,
nein, leider wurde die Verbindung zum Fahrplanwechsel eingestellt.
Viele Grüße,
Sebastian
Lieber Fips!
Vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht, den ich nur voll bestätigen kann!
Vor sechs Jahren bin ich auch von Weinheim nach Ljubljana gefahren, es war eine meiner schönsten Bahnfahrten überhaupt und die Stunden vergingen im Flug!
Bei 10 Graf hier abgefahren, in Badgastein Schnee und in Ljubljana 17 Grad!
Unser Zug mußte hinter Jesenice scharf bremsen, weil noch jemand VOR dem Zug über die Gleise ging!
Ja, diese Kurswagen sollen ja leider auch bald Geschichte sein, spätestens mit dem Deutschlandtakt. aber der kommt vielleicht erst 2070 und nicht 2030….
Herzliche Grüße und vielen Dank!
Hans aus Weinheim
Ergänzend zu meinem Kommentar von eben: ja, stimmt leider.
Die Kurswagen sind schon entfallen.
Aufgrund der Bauarbeiten auf der Main-Neckar-Bahn und dem damit fast fernverkehrsfreien Fahrplan für große Teile des Jahres für Weinheim war mir das entgangen.
Umsteigen in Villach mit neun Minuten Übergang ist jetzt die Option.
Ich bitte um Entschuldigung!