Nachtzug Wien–Paris: Im Schlaf zum Eifelturm

Mit dem Nachtzug von Wien über München nach Paris bringen die ÖBB ihren Nightjet erstmals nach Frankreich. Alle Infos zum Start der neuen Verbindung im Dezember.

Für Nachtzug-Fans ist es die Nachricht zum neuen Fahrplan: Der Nightjet kommt nach Paris! Ab dem 13. Dezember 2021 geht es dreimal in der Woche über Nacht von Wien in die Stadt der Liebe. Auf seinem Weg hält der Nachtzug der ÖBB unter anderem in Salzburg, München, Karlsruhe und Straßburg, Endstation in Paris ist der Bahnhof Gare de l’Est.

„Mit dem Nightjet von Wien nach Paris setzen wir einen weiteren Meilenstein für ein europäisches Nachtzugnetz“, sagt ÖBB-Chef Andreas Matthä. Und tatsächlich: Frankreich ist bereits das siebte Land, das von den blauen Zügen der ÖBB angefahren wird. Ein bisschen mithelfen dürfen dabei auch die Deutsche Bahn und die französische SNCF. Die drei Unternehmen hatten ihre Kooperation im vergangenen Jahr auf einer denkwürdigen Pressekonferenz verkündet.

Die Strecke: Von Wien über München nach Paris

Bemerkenswert an der Strecke nach Paris ist vor allem eins: ihre Länge. Gut 1300 Kilometer ist der Nachtzug von der Donau an die Seine unterwegs. Damit platziert sich das jüngste Mitglied der Nightjet-Familie direkt unter den längsten Nachtzugstrecken in Mitteleuropa.

Die Reise startet um 19:40 Uhr am Wiener Hauptbahnhof. Über St. Pölten, Linz und Salzburg geht es nach Deutschland, wo gegen Mitternacht München erreicht wird. Ganz nebenbei schafft der Nightjet so auch eine neue Direktverbindung Wien–München am Tagesrand. Achtung: Um sich das Kopfmachen zu sparen, hält der Nachtzug nicht am Hauptbahnhof, sondern am Bahnhof München Ost. Abfahrt ist hier um 00:03 Uhr.

Während nun auch die letzten Reisenden in ihren Betten schlummern, geht es ohne weiteren Halt über Ulm und Stuttgart in die Rheinebene. Nach dem Stopp in Karlsruhe, der vor allem der Brötchenverladung dienen dürfte, geht es bei Kehl über den Rhein nach Frankreich. Hier steht um 05:16 Uhr ein frühmorgendlicher Halt in Straßburg auf dem Programm. Danach kann man sich getrost noch einmal umdrehen, für einige hundert Kilometer geht es nun nonstop durch den Nordosten Frankreichs. Zur besten Frühstückszeit taucht der Nightjet schließlich in die ersten Ausläufer der Île-de-France ein, ehe er um 09:42 Uhr sein Ziel erreicht: den Gare de l’Est im 10. Arrondissement von Paris.

Nachtzug Wien–Paris

1 300 Kilometer, 14 Stunden

Strecke:

Wien – Linz – Salzburg – München-Ost – Karlsruhe – Strasbourg – Paris-Est

Verkehrstage:

  • Montag, Donnerstag und Samstag ab Wien
  • Dienstag, Freitag und Sonntag ab Paris

Komfort an Bord:

  • Schlafwagen, Liegewagen, Sitzwagen
  • Snacks und Getränke beim Zugteam erhältlich
  • Fahrradmitnahme nicht möglich

Der Fahrplan: Kompromiss auf ganzer Strecke

Kommen wir zum Haken an der Sache. Genau genommen sind es gleich zwei. Erstens: Der Nightjet nach Paris ist nicht täglich unterwegs, sondern nur dreimal in der Woche. Richtung Paris geht es am Montag, Donnerstag und Samstag, zurück nach Wien am Dienstag, Freitag und Sonntag.

Mit dem Nightjet nach Paris setzen wir einen weiteren Meilenstein für ein europäisches Nachtzugnetz

Andreas Matthä, ÖBB-Chef

Grund ist einmal mehr der Wagenmangel. Mit diesem Takt ist nur eine Nightjet-Garnitur für die Verbindung nach Paris nötig – an sechs Tagen in der Woche ist sie auf der Schiene unterwegs, am Mittwoch bleibt ein Ruhetag in Wien für Wartung und Service. Das selbe Prinzip verfolgen die ÖBB auch bei ihrem Nachtzug nach Brüssel. Immerhin: Mit der Inbetriebnahme der ersten Nightjet-Züge der neuen Generation zum Fahrplan 2023 besteht Hoffnung, dass es in Zukunft öfter nach Paris gehen könnte.

Zweitens: Durch den langen Laufweg ist der Fahrplan zwangsläufig ein Kompromiss. Um eine sinnvolle Ankunftszeit in Paris zu gewährleisten, ist der Nachtzug bereits sehr früh in Straßburg. Wer hier ohne Hektik aussteigen möchte, muss sich den Wecker auf halb fünf stellen. Attraktiv ist anders.

Ähnliches gilt für den Halt in München. Die Abfahrt kurz nach Mitternacht mag für den alleinreisenden Interrailer kein Problem sein, für Familien mit Kindern fällt der Nightjet nach Paris damit jedoch zumindest aus deutscher Sicht klar durch. (Auch interessant: Mit Kindern im Nachtzug reisen: Tipps und tolle Strecken.) Unter dem Strich bleibt damit ein Nachtzug, der hauptsächlich auf den österreichischen Markt zugeschnitten ist.

Komfort und Tickets: Gewohnter Standard zum fairen Preis

Erfreulicher sieht es in Sachen Komfort aus. Hier machen die ÖBB keine Kompromisse und schicken einen vollwertigen Nightjet mit Sitz-, Liege- und Schlafwagen nach Paris. Am bequemsten lässt es sich im Schlafwagen reisen, hier können Abteile mit 1 bis 3 Betten gebucht werden. In den Deluxe-Abteilen gibt es sogar ein eigenes Badezimmer mit Dusche und WC.

Der Liegewagen überzeugt vor allem im Preis-Leistungs-Verhältnis. In etwas einfacher ausgestatteten Abteilen mit 4 oder 6 Betten lässt es sich besonders preiswert reisen. Für Familien und kleinere Gruppen ist das Angebot „Privatabteil Liegewagen“ interessant, hier ist man mit 3 bis 6 Personen zum Festpreis unterwegs. Wer keinerlei Ansprüche an den Komfort hat, kann die Langstrecke nach Paris auch im Sitzwagen zurücklegen.

Nightjet nach Paris
Der Nachtzug nach Paris bietet den gewohnt hohen Nightjet-Komfort (Foto: Harald Eisenberger/ÖBB)

Die Ticketpreise sind wie gewohnt dynamisch, richten sich also nach dem Zeitpunkt der Buchung und der Auslastung des Zuges. Die Fahrt im Sitzwagen gibt es ab 29,90 Euro pro Person und Richtung, im Liegewagen ab 59,90 Euro und im Schlafwagen ab 89,90 Euro. Für Reisende im Schlaf- und Liegewagen sind ein Begrüßungsgetränk und das Frühstück im Preis inbegriffen. Kleinere Snacks und Getränke gibt es beim Zugpersonal.

Nightjet nach Paris: Unser Fazit

Mit ihrem Nightjet nach Paris holen die ÖBB Frankreich zurück auf die europäische Nachtzug-Landkarte. Das ist ein wichtiger Schritt, zumal mit dem Nachtzug Wien–Paris endlich eine Ost-West-Verbindung geschaffen wird. Kleinere Abstriche beim Fahrplan lassen sich da verkraften, zumal das neue Wagenmaterial ab 2023 neue Spielräume schafft. Und auch Reisende aus Deutschland können hoffen: Ein Nachtzug von Berlin nach Paris könnte in einigen Jahren folgen.

Übrigens: Frankreich baut nach Jahren des Niederganges auch sein eigenes Nachtzugnetz wieder aus. So ist Anfang des Jahres der Intercités de Nuit nach Nizza zurückgekehrt, ein weiterer in die Pyrenäen steht in den Startlöchern. Von Wien an die Cote d’Azur mit einem Zwischenstopp an der Seine? Mit dem neuen Nightjet nach Paris ist das kein Problem!

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