Nachtzüge 2021: Was bringt der neue Fahrplan?

Am 13. Dezember 2020 steht in Europa der große Fahrplanwechsel an. Was bedeutet das für den Nachtzug? Die Zugpost blickt auf die wichtigsten Neuerungen für das Jahr 2021.

Nachtzüge 2021: Was bringt der neue Fahrplan?
Foto: Tom Grünbauer/Unsplash

Auch beim Nachtzug gab es 2020 praktisch nur ein Thema: die Corona-Krise und ihre Folgen. Zu den Höhepunkten der Pandemie wurden viele Nachtzüge eingestellt, einige möglicherweise für immer. Manche begriffen die Pandemie aber auch als Chance und vermarkteten den Nachtzug als sichere Form des Reisens. Ein Beispiel ist der Alpen-Sylt-Nachtexpress, der im Frühjahr buchstäblich über Nacht aufs Gleis gestellt wurde.

Und im nächsten Jahr? Die Aussicht auf Impfstoffe weckt die Hoffnung, dass sich die Lage 2021 zumindest ab dem Sommer langsam entspannen könnte. Auch das Reisen mit dem Zug sollte dann in gewissem Umfang wieder möglich und im Hinblick auf den Seuchenschutz vertretbar sein.

In diesem Artikel blicken wir wie jedes Jahr anlässlich des Fahrplanwechsels auf die Neuerungen, die das neue Jahr für den Nachtzug in Europa bereithält.

⚠️
Bitte beachten: Der Artikel stellt die Situation im Fahrplan 2021 dar und ist nicht mehr aktuell.

Nachtzug nach Amsterdam

Die ÖBB bauen ihr Nachtzug-Angebot weiter aus. Mit dem Nightjet geht es künftig täglich von Wien und Innsbruck nach Amsterdam. Damit erhält nach Berlin 2019 und Brüssel 2020 die nächste europäische Hauptstadt Anschluss an Europas größtes Nachtzugnetz. Praktisch handelt es sich dabei um eine Verlängerung der bestehenden Verbindung nach Düsseldorf.

Die beiden Zugteile starten um 20:13 Uhr (Wien Hbf) und 20:44 Uhr (Innsbruck Hbf) und erreichen den Bahnhof Amsterdam Centraal am Morgen um 09:58 Uhr. Weitere Zwischenhalte in den Niederlanden sind Arnhem und Utrecht. Da der Innsbrucker Zugteil über München verkehrt (Abfahrt 22:50 Uhr), ist die Verbindung auch für Reisende aus Süddeutschland interessant.

Der Nachtzug nach Amsterdam bietet den gewohnten Nightjet-Komfort und wird auf beiden Teilstrecken über Schlafwagen, Liegewagen und Sitzwagen verfügen. Ein Autotransport ist auf der neuen Verbindung dagegen nicht vorgesehen.

💡
Update: Nach einer coronabedingten Verspätung von knapp sechs Monaten ist der Nightjet nach Amsterdam seit dem 24. Mai 2021 in Betrieb. Die Züge verkehren täglich.

ÖBB Nightjet: Update zur Corona-Situation

Seit dem 24. Mai 2021 sind alle Linien des ÖBB Nightjet wieder vollständig in Betrieb. Im Winter und Frühjahr war es vor allem im Verkehr nach Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Italien noch zu erheblichen Einschränkungen gekommen. Die ÖBB weisen darauf hin, dass die Hygienemaßnahmen an Bord der Nachtzüge je nach Reiseland variieren.

Aufgrund der aktuellen Bestimmungen in Italien können in Nightjet-Zügen mit den Zielen Rom, Mailand und Livorno (nicht jedoch Venedig) bis zum 31. Juli 2021 im Liege- und Schlafwagen weiterhin nur Privatabteile gebucht werden. Auf allen anderen Verbindungen ist es wieder möglich, einen Platz in einem geteilten Abteil zu buchen.

Nachfolgend aufgelistet ist der Status aller Linien des ÖBB Nightjet. Alle aktuellen Infos zum Verkehr gibt es auf nightjet.com.

Verkehrt ohne Einschränkungen

  • Berlin – Wien
  • Berlin – Zürich
  • Hamburg – Wien
  • Hamburg – Innsbruck
  • Hamburg – Zürich
  • München – Venedig
  • Wien – Amsterdam
  • Wien – Brüssel
  • Wien – Bregenz
  • Wien – Zürich
  • Wien – Venedig
  • Innsbruck – Amsterdam
  • Graz – Zürich

Verkehrt nur mit Privatabteilen

  • München – Rom
  • München – Mailand
  • Wien – Rom
  • Wien – Mailand
  • Wien – Livorno

Stand: 12. Juli 2021

Kroatien: Neuer Sommer-Nachtzug von ZSSK und ÖBB nach Split

Die slowakische Bahn ZSSK bringt in Kooperation mit den ÖBB einen Sommer-Nachtzug von Bratislava über Wien ins kroatische Split an den Start. Geplant ist, dass der Zug zweimal wöchentlich von Mitte Juni bis Mitte September 2021 verkehrt. Auf seinem Weg an die Adria soll er unter anderem in Graz, Maribor und Zagreb Station machen.

Spannendes Detail: Der neue Nachtzug nach Split wird neben Schlaf- und Liegewagen auch Autotransportwagen führen. Er dürfte damit eine interessante und klimaschonende Anreise-Alternative für Kroatien-Urlauber aus Österreich und Süddeutschland darstellen.

Mehr Infos zum EuroNight nach Split findet ihr in unserer Übersicht zu den Sommer-Nachtzügen.

Betreiberwechsel in Schweden

Zu Veränderungen kommt es im Nachtzugverkehr innerhalb Schwedens. Im Februar 2020 wurde bekannt, dass die SJ plant, ihre Nachtzüge ab Göteborg einzustellen. Nicht zuletzt dank einer Petition mit über 35.000 Unterschriften konnte das jedoch abgewendet werden. Stattdessen wird es einen neuen Nachtzug von Göteborg nach Umeå geben, welcher in Sundsvall mit einem Zugteil aus Stockholm vereinigt wird. Erhalten bleibt außerdem der Nachtzug nach Duved, die Verbindung Göteborg–Luleå hingegen entfällt.

Neues gibt es auch bei den Nachtzügen ab Stockholm: Der berühmte „Arctic Circle Express“ nach Narvik und der Nachtzug Stockholm–Luleå werden künftig von der norwegischen Bahn Vy betrieben. Die Bahngesellschaft aus dem Nachbarland erhielt den Zuschlag für den Nachtzugverkehr nach Norrland, sowie die Tagzüge zwischen Luleå und Narvik, für zunächst vier Jahre.

Diese Nachtzüge sind im Fahrplanjahr 2021 in Schweden unterwegs:

Schwedische Bahn, SJ

  • Malmö – Stockholm
  • Göteborg – Umeå
  • Göteborg – Åre – Duved
  • Stockholm – Umeå
  • Stockholm – Åre – Duved

Norwegische Bahn, Vy

  • Stockholm – Kiruna – Narvik
  • Stockholm – Luleå

Snälltåget

  • Malmö – Åre (saisonal)
  • Berlin – Malmö – Stockholm (saisonal)

Snälltåget baut Nachtzugverkehr nach Berlin aus

Neuigkeiten gibt es auch aus dem schwedischen Privatbahn-Sektor. So wird Snälltåget seinen saisonalen Nachtzugverkehr nach Berlin erheblich ausbauen. Künftig wird der Zug nicht mehr mit der Fähre Sassnitz–Trelleborg verkehren, sondern über das dänische Festland. Dadurch werden auch Städte wie Kopenhagen und Hamburg angebunden, was attraktive Umsteigeverbindungen von und nach Skandinavien ermöglicht.

Ebenfalls neu: Auf schwedischer Seite wird der Nachtzug dauerhaft von Malmö nach Stockholm verlängert. Damit gibt es 27 Jahre nach der Einstellung des Nachtzugs „Alfred Nobel“ von Hamburg nach Stockholm erstmals wieder eine Direktverbindung zwischen Deutschland und der schwedischen Hauptstadt.

Im Vergleich zu früheren Jahren wird die Anzahl der Fahrten deutlich erhöht. Im Jahr 2021 soll der Nachtzug von Ende März bis Ende September zweimal in der Woche verkehren, in der Hauptsaison von 11. Juni bis 5. September sogar täglich. Die Nachtzüge von Snälltåget führen Liegewagen mit 6er-Abteilen und Sitzwagen, komfortable Schlafwagen gibt es hingegen nicht. Auf dem schwedischen Abschnitt zwischen Malmö und Stockholm führt der Zug außerdem den beliebten Speisewagen „Krogen“.

Mehr Infos zum Snälltåget Berlin–Stockholm findet ihr in unserer Übersicht zu den Sommer-Nachtzügen 2021.

Norwegen: Mehr Kapazität im Nachtzug nach Bergen

Die norwegische Bahn Vy plant, die Zahl der Schlafplätze auf der Strecke Oslo–Bergen deutlich auszubauen. Dazu wurden acht Liegewagen von der Deutschen Bahn gekauft, die derzeit auf norwegischen Standard umgebaut werden. Die Liegewagen mit 6er-Abteilen sollen ab dem Sommer auf der Bergenbahn zum Einsatz kommen, und zwar sowohl in den Nachtzügen als auch mit umgeklappten Liegen im Tagverkehr.

Für den Nachtzug in Norwegen ist das eine Premiere. Bislang kamen in dem skandinavischen Land ausschließlich Schlafwagen mit 2er-Abteilen zum Einsatz. Mit dem neuen Angebot sollen vorwiegend Familien, Gruppen, Studierende und andere preissensible Reisende angesprochen werden. Die Vy wird dazu eine neue Preiskategorie einführen, die zwischen Sitz- und Schlafwagen angesiedelt ist.

Spanien und Portugal: Schicksal der Nachtzüge ungewiss

Besonders hart von der Corona-Krise getroffen wurde der Nachtzug in Spanien und Portugal. Die spanische Renfe stellte im Frühjahr alle „Trenhotel“-Züge bis auf Weiteres ein. Betroffen waren die Verbindungen von Hendaye und Madrid nach Lissabon, sowie von Madrid nach Barcelona und Galizien. Bis heute hat sich an der Situation nichts geändert, die Nachtzüge bleiben auch nach dem Fahrplanwechsel außer Betrieb.

Ob sie je auf die Schiene zurückkehren, ist zurzeit völlig offen. Im Mai wurden Stimmen laut, die Renfe plane ihren Nachtzugverkehr auch nach Ende der Pandemie nicht wieder aufzunehmen. Zumindest in Portugal regt sich dagegen Widerstand. Hier bangt man nicht nur um den berühmten Nachtzug nach Lissabon, sondern fürchtet auch, vom Rest Europas abgekoppelt zu werden.

In dieser Petition könnt ihr euch mit eurer Unterschrift für den Erhalt der Nachtzüge nach Portugal starkmachen.

Blick in die Zukunft: Hier wird Europas Nachtzugnetz weiter ausgebaut

Allen Reisebeschränkungen zum Trotz wurden 2020 so viele Weichen für den Nachtzug der Zukunft gestellt wie lange nicht. Hier ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen.

Frankreich

Kein Geringerer als Staatspräsident Macron verkündete im Juli, dass Frankreich plane, sein arg geschrumpftes Nachtzugnetz wieder zu vergrößern. Bereits 2022 sollen die Nachtzüge nach Nizza und Tarbes zurückkehren.

Schweden

In Schweden sehnt man sich nach einer täglichen Nachtzug-Verbindung nach Mitteleuropa. Die staatliche Verkehrsbehörde Trafikverket möchte daher bis August 2022 Nachtzüge nach Hamburg und Brüssel an den Start bringen.

Österreich und Schweiz

Die Alpenbahnen ÖBB und SBB planen, beim Nightjet enger zu kooperieren. Innerhalb von vier Jahren sollen Strecken von Zürich nach Amsterdam, Prag, Rom und Barcelona eingerichtet werden.

Deutschland

Ein letztes Ausrufezeichen hinter das Eisenbahnjahr setzte ausgerechnet die Deutsche Bahn. Medienwirksam gab man die „Rückkehr“ ins Nachtzug-Geschäft bekannt. Warum das allerdings eher eine Luftnummer ist, verrät unser Kommentar.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf dem Blog Train Tracks und ist bei der Zugpost archiviert.