Nachtzüge 2018: Was bringt der neue Fahrplan?

Welche Änderungen gibt es im Jahresfahrplan 2018 für den Nachtzug in Europa? Die Zugpost hat die Kursbücher gewälzt – und verrät die guten und die schlechten Nachrichten.

Nachtzüge 2018: Was bringt der neue Fahrplan?

Wer gern mit dem Nachtzug reist, schaut jedes Jahr im Dezember gespannt auf den Fahrplanwechsel. Lieb gewonnene Verbindungen verschwinden, neue kommen hinzu. Am 10. Dezember 2017 war es wieder so weit und der neue Jahresfahrplan trat in Kraft. Auch dieses Mal gab es einige Veränderungen in Sachen Nachtzug.

Leider nur selten zum Guten. So setzt sich 2018 das Streichkonzert beim Nachtzug fort. Besonders betroffen: Tschechien und die Slowakei. Hier kommt nahezu der gesamte Kurswagenverkehr zum Erliegen. Auch Frankreich verliert einen weiteren Nachtzug. Zu den wenigen Verbesserungen gehören neue Züge in die Ukraine, sowie eine optimierte Führung des Nightjet von Zürich nach Berlin und Hamburg.

Alle Neuigkeiten im Überblick findet ihr in diesem Artikel.

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Bitte beachten: Der Artikel stellt die Situation im Fahrplan 2018 dar und ist nicht mehr aktuell.

Frankreich: Adieu Train Bleu

Aus nach 131 Jahren: Die französische SNCF hat den Nachtzug von Paris nach Nizza eingestellt. Die traditionsreiche Verbindung von der Seine an die Côte d’Azur hatte es bereits seit 1886 gegeben. Wegen der Farbe der historischen Schlafwagen war der Zug auch als „Train Bleu“ bekannt. Seine Einstellung wurde von einer Reihe von Protestaktionen der Initiative Oui au train de nuit begleitet.

Damit erreicht das französische Nachtzugnetz einen historischen Tiefstand. Mit Paris–Briançon und Paris–Rodez/Latour Carol/Port Bou gibt es nun nur noch zwei Nachtzüge innerhalb Frankreichs.

Verkürzung des Metropol

Der legendäre Nachtzug EN 477/476 „Metropol“ verkehrt künftig nur noch zwischen Prag, Budapest und Wien. Der Abschnitt von und nach Berlin wurde zum Fahrplanwechsel eingestellt. Damit hält seit vielen Jahrzehnten erstmals kein Nachtzug mehr in Dresden.

Die ungarische MÁV-START, Betreiberin des Zuges, begründete die Verkürzung mit zu hohen Trassenpreisen in Deutschland. Der neue Stammzug des Metropol besteht lediglich aus einem Schlaf- und zwei Sitzwagen von Prag nach Budapest, sowie einem Schlafwagen von Prag nach Wien. Erhalten bleibt die späte Abfahrt (23:57 Uhr) und frühe Ankunft (6:04 Uhr) in Prag, was das Rumpfangebot insgesamt wenig attraktiv macht.

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Wie bekannt wurde, werden die ÖBB ab Dezember 2018 einen Nightjet zwischen Berlin und Wien einrichten. Dieser fährt nicht über die alte Strecke via Dresden und Prag, sondern nimmt einen neuen Laufweg über Polen mit Halt in Wrocław (Breslau).

Für Langschläfer hat die tschechische ČD ein Zusatzangebot zum Metropol eingerichtet: Bereits um 21:09 Uhr macht sich eine Kurswagengruppe (je ein Schlaf- und Liegewagen) mit IC 573 über Brno auf den Weg nach Břeclav, wo sie die Nacht auf einem Abstellgleis verbringt. Mit dem Metropol geht es dann am nächsten Morgen nach Budapest. In Gegenrichtung verkehren die Kurswagen ab Břeclav mit IC 572, Ankunft in Prag ist um kurz nach acht Uhr.

Weniger Nachtzüge zwischen Tschechien und der Slowakei

Zwischen Prag und dem Osten der Slowakei sind seit dem Fahrplanwechsel deutlich weniger Nachtzüge unterwegs. Während der EN 442/443 „Slovakia“ täglich die Strecke Prag–Humenné bedient, verkehrt der zweite Nachtzug EN 444/445 „Bohemia“ Prag–Košice künftig nur noch saisonal. In beiden Zügen wurden außerdem die Kurswagen ab Cheb gestrichen. Die Stadt nahe der deutschen Grenze verlor damit seine letzten Nachtzug-Verbindungen.

Durch den Entfall der Kurswagen ebenfalls von Nachtverkehr abgekoppelt wurden die Kurorte Karlovy Vary (Karlsbad) und Mariánské Lázně (Marienbad), sowie die Bierstadt Plzeň (Pilsen).

Die verringerte Frequenz des „Bohemia“ hat eine weitere Auswirkung: Da dieser als Trägerzug für den Kurswagen Wien–Košice dient, verkehrt auch letzterer nur noch an ausgewählten Tagen im Jahr. Die Direktverbindung zwischen Österreich und der Slowakei hatte die slowakische ZSSK erst im Dezember 2016 eingerichtet.

Weiterhin hat die tschechische Bahn den Kurswagen von Prag über Banská Bystrica nach Zvolen eingestellt. Die Wochenendverbindung ins slowakische Erzgebirge war das letzte Einsatzgebiet der bei Bahnfans beliebten „Görlitzer“ Schlafwagen aus DDR-Produktion in Tschechien. Hingegen erhalten bleibt der Kursschlafwagen Brno–Bratislava–Prešov, der dauerhaft bis Prag verlängert wurde.

Während die tschechische Staatsbahn sich mehr und mehr vom Nachtzug verabschiedet, baut der private Anbieter RegioJet sein Angebot aus: Das nächtliche Zugpaar RJ 1021/1020 zwischen Prag und Košice wurde zum Fahrplanwechsel bis Humenné verlängert. Die Züge führen ehemals österreichische Liegewagen, die in 3er- oder 6er-Belegung gebucht werden können.

Neues vom Nightjet

Die österreichischen ÖBB haben ihr Nachtzug-Angebot von Zürich nach Deutschland optimiert. Seit Fahrplanwechsel wird Nightjet 470/471 in Hildesheim geflügelt und verkehrt in zwei separaten Zugteilen nach Berlin und Hamburg. Dadurch entstehen attraktivere Ankunfts- und Abfahrtzeiten, wovon besonders die Hauptstädter profitieren. Neu sind außerdem zusätzliche Halte auf Berliner Stadtgebiet, sowie in Hannover, Braunschweig, Magdeburg und Potsdam.

Weniger Möglichkeiten gibt es dagegen künftig, sein Auto oder Motorrad im Nightjet mitzunehmen: Auf den Strecken Wien–Düsseldorf und Innsbruck–Hamburg wurde der Fahrzeugtransport zum Fahrplanwechsel eingestellt. Nach Innsbruck gibt es zumindest in der Sommersaison Ersatz durch den privaten Urlaubs-Express (siehe unten).

Nachtzüge in Polen

Nur noch ein täglicher Nachtzug verkehrt von Polen nach Prag, Wien und Budapest. Seit Fahrplanwechsel wird EN 407/406 „Chopin“ von Warschau über Krakau nach Bohumín geführt und ersetzt damit EN 402/403 „Silesia“. Außerhalb der Sommersaison kommt es dadurch zu einer erheblichen Verringerung der Wagenkapazität. Durch die neue Führung entfällt zudem der Halt im schlesischen Katowice.

Die polnische Eisenbahn PKP hat den Fahrplanwechsel zudem zu Anpassungen im nächtlichen Binnenverkehr genutzt. Die wichtigsten Änderungen im Überblick (gültig bis 10. März 2018):

  • Nachtzug „Uznam“ Warschau–Świnoujście verkehrt neu als TLK 38172/83172 ab Ręszów mit Schlafwagen ab Lublin.
  • TLK 45170/54170 „Pogoria“ wurde auf den Laufweg Katowice–Gdynia verkürzt und verkehrt neu mit Triebwagenzug ohne Schlaf- und Liegewagen. Der Abschnitt ab Bielsko-Biała entfällt.
  • TLK 56170/65170 Gdynia–Jelenia Góra (ehemals „Sudety“) verkehrt neu als „Rozewie“ bis Szklarska Poręba. Die Kurswagen von und nach Warschau wurden gestrichen.
  • TLK 83170/38170 „Ustronie“ Kołobrzeg–Krakau wurde um Kurswagen nach Przemyśl verlängert. Hier besteht Anschluss an den Tageszug in das ukrainische Lwiw.

Mehr Nachtzüge zwischen Polen und der Ukraine

Die ukrainische Bahn bietet seit Fahrplanwechsel einen neuen Nachtzug von Przemyśl nach Odessa an. Dieser verlässt die polnische Grenzstadt täglich um 18:09 Uhr und erreicht die ukrainische Metropole am Schwarzen Meer am nächsten Morgen um 11:15 Uhr. Der Gegenzug fährt um 18:26 Uhr in Odessa ab und kommt um 09:45 Uhr in Przemyśl an. Zum Einsatz kommen ukrainische Breitspur-Schlafwagen.

Der „Lwów Express“ verkehrt weiterhin als D 51/52 zwischen Breslau, Warschau und Lwiw. Neu ist die Verlängerung des Warschauer Zugteils bis Gdynia. Eine Änderung wird es außerdem an der Grenze geben: Statt wie bisher im polnischen Przemyśl erfolgt der Spurwechsel nun auf ukrainischer Seite in Mostyska II.

Die Fortführung des Lwów Express war bis zuletzt unklar und wurde erst am Tag des Fahrplanwechsels durch die polnische Bahn bestätigt. Ebenfalls erhalten bleibt der „Kiev Express“ D 68/67 von Warschau nach Kiew über Lublin.

Direkt von Wien nach Kiew

Zwischen der Ukraine und Österreich gibt es wieder eine direkte Zugverbindung: Der neue Kurswagen Wien–Kiew verlässt den Wiener Hauptbahnhof täglich um 16:42 Uhr und kommt nach Zwischenhalten in Budapest, Debrecen und Lwiw knapp 24 Stunden später in der ukrainischen Hauptstadt an. In Gegenrichtung ist die Abfahrt in Kiew um 14:07 Uhr und die Ankunft in Wien um 11:21 Uhr. Zwischen Wien und dem ungarischen Záhony verkehren die Kurswagen mit dem Eurocity EC 140/147, der planmäßig einen slowakischen Speisewagen führt.

Zu erhebliche Umwälzungen ist es im ukrainischen Nachtverkehr mit Tschechien und der Slowakei gekommen. Laut ukrainischer Bahn wurden die direkten Schlafwagen Kiew–Prag und Kiew–Bratislava wegen Wagenmangel gestrichen.

Stattdessen gibt es einen neuen Kurswagen Kiew–Košice mit Laufweg über die nördliche Karpatenstrecke Lviv–Sambir–Chop.

Fahrplanwechsel in Russland

Die russische Bahn hat ihre Prestigezüge nach Paris (Paris-Moskau-Express) und an die Côte d’Azur neu terminiert. Zug 23/452 verlässt Moskau neu am Dienstag und kommt Donnerstag am Pariser Gare de l’Est an. In Gegenrichtung fährt Zug 453/24 am Donnerstag in Paris ab und erreicht Moskau am Samstag. Zug 17/409 von Moskau nach Nizza ist nun von Donnerstag- bis Samstagabend unterwegs, Gegenzug 408/18 von Sonntagmorgen bis Dienstagmittag.

Neue Fahrzeiten gibt es auch bei den Nachtzügen von Moskau nach Berlin sowie von Moskau und St. Petersburg nach Prag. Der „Mauersegler“ (russisch Strizh) verkehrt ab Moskau-Belorusskaja nun freitags und sonntags (Zug 13/440), ab Berlin-Ostbahnhof montags und samstags (Zug 441/14). Neue Abfahrt des „Vltava“ ist am Montagabend in Moskau (Zug 21/404) und am Mittwochmorgen in Prag (Zug 405/22).

Die Nachtzug-Verbindung von Moskau und St. Petersburg nach Wien wurde dagegen eingestellt. Zuletzt verkehrten die Kurswagen mit dem „Vltava“ bis Bohumín, wo sie auf Ex 101/100 in die österreichische Hauptstadt wechselten. Einziger Direktzug zwischen Russland und Österreich bleibt damit der wöchentliche Nizza-Moskau-Express.

Weitere Informationen zum Fahrplanwechsel bei der russischen Bahn gibt es im deutsch-russischen Blog Rhein-Wolga-Kanal.

Schottland & Schweden

Der Caledonian Sleeper zwischen London und Schottland erhält eine neue Fahrzeugflotte. Laut Betreiber Serco sollen die Wagen schrittweise ab Frühjahr 2018 eingeführt werden. Künftig können Reisende zwischen vier Komfortklassen wählen: luxuriöse Suites mit Doppelbett, Schlafkabinen mit Dusche und WC („Club Rooms“), Standard-Schlafkabinen („Classic Rooms“) und Sitzplätze („Comfort Seats“). Neu gestaltet wird auch das Bordrestaurant mit exklusiver Lounge („Club Car“).

Das schwedische Helsingborg wird Nachtzughalt: Nachtzug NT 2 von Malmö nach Stockholm verkehrt an ausgewählten Sonntagen mit Halt über Helsingborg. Die schwedische SJ nutzt eine temporäre Umleitung, um das Fahrgastpotenzial in der Hafenstadt zu testen. Bei entsprechender Nachfrage könnte Helsingborg – immerhin achtgrößte Stadt Schwedens – bald dauerhaft ans Nachtzugnetz angeschlossen werden.

Private Autoreisezüge 2018

Die privaten Autoreisezüge des Betreibers Euro-Express von Düsseldorf nach Verona sowie von Düsseldorf nach Livorno werden 2018 nicht mehr angeboten. Als Grund für die Einstellung verwies Euro-Express auf Unstimmigkeiten mit einem niederländischen Partner. Dieser hatte die Verbindung unter dem Namen „Autoslaaptrein“ vermarktet.

Zumindest zwischen Düsseldorf und Verona gibt es Ersatz: Hier übernimmt der Anbieter Urlaubs-Express, der die Strecke in der Sommersaison vom 22. Juni bis 15. September 2018 einmal wöchentlich bedienen wird (Hinfahrt Freitag, Rückfahrt Samstag). Urlaubs-Express verkehrt künftig auch von Hamburg nach Innsbruck: Zwischen dem 27. Juni und 23. August 2018 wird die Relation 14-tägig angeboten (Hinfahrt Mittwoch, Rückfahrt Donnerstag). Darüber hinaus bleiben die Saison-Verbindungen Hamburg–Lörrach, Hamburg–Verona, Hamburg–Villach und Hamburg–München bestehen.

Keine Änderungen gibt es beim Autoreisezug des Anbieters BahnTouristikExpress. Dieser verkehrt weiterhin bis zu viermal in der Woche zwischen Hamburg-Altona und Lörrach.

Ausblick auf den Sommer

Interessante Neuerung im Bäderverkehr in Polen: Nachtzug TLK45070/45071 „Wydmy“ verkehrt zwischen dem 22. Juni und 1. September 2018 bereits ab dem tschechischen Bohumín über Katowice an die Ostsee. In Gdynia wird der Zug in zwei Teile geteilt, einen nach Łeba und einen auf die Halbinsel Hel. Neben tschechischen Sitzwagen sollen beide Zugteile einen polnischen Schlafwagen führen.

Im Sommer 2018 wird es hingegen viele saisonale Verbindungen auf den Balkan nicht mehr geben. Dies betrifft die direkten Schlafwagen von Prag und Budapest nach Bar in Montenegro. Auch der Saisonverkehr zwischen Ungarn und der bulgarischen Schwarzmeerküste wird eingestellt: Die Verbindungen Budapest–Burgas und Budapest–Varna wurden 2017 zum vorerst letzten Mal bedient. Außerdem entfällt der Kurswagen von Prag in das kroatische Split.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf dem Blog Train Tracks und ist bei der Zugpost archiviert.